Nachhaltige Veredelungen
Grün, das nicht grün aussieht
Nachhaltigkeit die nicht Öko aussieht. Gutes tun, der Sache wegen, nicht um es zu zeigen - wir müssen nicht auf eine coole Optik verzichten.
Let's get started
Der Raum füllt sich. Murmeln, Stühle klappern, ein bisschen wie in der Schule. Die letzte Reihe ist hoch begehrt – da sitzen bekanntlich die „Coolen“. Ich setze mich in die erste Reihe. Ich bin gerne ein Streber und außerdem muss ich fleißig für den Blogbeitrag mitschreiben.
Nachhaltige Veredelungen sind heute das Thema. Nachhaltigkeit ist ein Thema, welches ich, wie fleißige Blogleser wissen, schwierig finde. „Ich“ bin Maya, Verfasserin dieses Blogbeitrags (und auch einiger anderer Blogbeiträge hier in unserer Rubrik „Printspiration“) - das erkläre ich, damit ihr wisst, wessen „Meinung“ ihr hier lest, wenn ich „ich“ schreibe.
Das Ausschlachten des Begriffs „Nachhaltigkeit“ stört mich und das Thema als „Marketing-Content“ zu nutzen und Greenwashing zu betreiben, finde ich problematisch; ABER ich bin natürlich offen für „echte“ nachhaltige(re) Lösungen.
Druckprodukte umsetzbar grün ohne Öko-Optik
Ein Druckprodukt muss, auch wenn es nachhaltig sein soll, umsetzbar und bis zu einem gewissen Grad „belastbar“ sein. Außerdem wollen wir zwar vielleicht nachhaltig agieren, man muss das aber nicht immer direkt sehen. Nicht immer passt eine „Öko“-Optik ins Konzept oder zum Produkt, auch wenn wir (oder der Kunde) grundsätzlich pro Umwelt sind und dementsprechend handeln möchten. Das passt wiederum zu LONGOs Auffassung von Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit: Bewusst handeln und Langlebigkeit fördern, ohne es in die Welt zu posaunen. Seismografics hat im Laufe der Zeit nach Lösungen gesucht, die ein hochwertiges und edles Aussehen ermöglichen, ohne optisch „grünes“ Aussehen.
Recycelbarkeit erhöhen – schädliche Substanzen ersetzen
Die erste Lösung, die uns aufgezeigt wird, nennt sich „Cosmic Dust“, hier werden, um Glanz zu erzeugen, statt Plastik- Glaspartikel verwendet. Dadurch, dass Plastik durch Glas ersetzt wird, wird vor allem die Energiebilanz verbessert, da die Recycelbarkeit erhöht wird. Das „ökologische Glitzer“ wird mit wasserbasierten Dispersionslack aufgetragen und ist zu 100% biologisch abbaubar.
Auf Cosmic Dust folgt Magic Color: im Siebdruck werden Farben verwendet, die ebenfalls auf Wasser basieren. Die Deckkraft hier ist wirklich „magic“. Durch das Vermischen der Farben können verschiedenste Farbtöne geschaffen werden und somit ist einiges möglich. Auch die hellste aller Farben kann deckend wiedergegeben werden: weiß. Seit dunkle Hintergründe sich so großer Beliebtheit erfreuen, ist Deckweiß ein besonders gefragtes Gestaltungselement bei Druckprodukten. Die Opazität des Deckweiß im Siebdruck schafft einen maximalen Effekt und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Gegen Erwarten ist die Farbe scheuerfest und somit belastbarer, als man im ersten Moment vielleicht vermuten mag.
Was uns besonders erstaunt hat, ist die überhaupt nicht nachhaltig wirkende „Green Gloss“-Lösung. Das Beispiel, das uns Philipp zeigt, ist metallisch glänzend. Nichts, was man mit „öko“ oder nachhaltig verbindet. Die kaschierte Folie ist, genau wie Cosmic Dust, biologisch abbaubar. Die Folienkaschierung erfüllt hier nicht nur einen ästhetischen Zweck, indem sie attraktive Oberflächen schafft, sondern sie hat außerdem eine schützende Funktion.
Kein Druck ohne Papier
Im Druck- und Veredelungsprozess spielt das Papier und seine Beschaffenheit eine große Rolle. Beim Thema Prägung findet sich das Papier in der Hauptrolle. Anhand von Prägungen kann ein Druckprodukt oder eine Verpackung ganz ohne Zusatz gestaltet werden. Bei einer Prägung wird lediglich die „Struktur“, die Oberfläche des Papiers (oder des Kartons) durch DRUCK (nicht print sondern pressure – hier ist das Englisch kein „fancy“ Gestaltungselement, sondern tatsächlich hoffentlich eine Verständnishilfe für euch liebe Leserinnen und Leser). Es kann dadurch sowohl eine Struktur geschaffen werden wie beispielsweise die Simulation von Holz, oder ein grafisches Element elegant und dezent hervorgehoben werden.
Als Experten im Bedrucken von Apfelpapier sind wir gespannt, was Philipp uns zum Thema Papier erzählen wird. Bei uns im Hause LONGO rankt Apfelpapier auf der Beliebtheitsskala besser als Graspapier. Gmunds Hanfpapier finden wir vor allem optisch super, allerdings ist Apfelpapier für uns einfacher zu bedrucken. Die Faserung und raue Struktur des Hanfpapiers schreien geradezu nach Nachhaltigkeit, machen es unseren Druckern aber nicht grade einfach.
Ganz allgemein ist erkennbar, das baumfreies Papier immer begehrter wird und sich langsam zu einer echten Option entwickelt. Was uns neu ist, ist Zuckerrohrpapier – ich weiß, verrückt, oder? Das coole am Zuckerrohrpapier ist, dass es ähnlich wie das Apfelpapier, durch „Upcycling“ entsteht. Upcycling bedeutet, dass der Abfall, der bei der Verarbeitung des Rohstoffes entsteht, genutzt wird – in diesem Fall zur Produktion von Papier.
Innen WOW – außen OHO
Philipp erzählt von einem Kosmetikkunden, der Zuckerrohrpapier für seine Verpackungen nutzt. Vor allem im Nahrungsmittel- und Kosmetikbereich gibt es viele Regelungen, die es zu einzuhalten gilt, wenn das Produkt in direkten Kontakt mit der Verpackung kommt. Durch einen speziellen Hybridlack, welcher im Siebdruck aufgetragen wird, wird eine Barriere geschaffen, die das Papier so primet, dass es den Richtlinien des Direktkontakts für Kosmetika und Lebensmittel entspricht.
Passend zur Verpackungsherstellung wird uns noch von Eco-Star „Exotica“ erzählt. Eine transparente, bedruckbare, ökologische Folie. Die Folie wird aus nachhaltigen Rohmaterialien gewonnen und ist zu 100 Prozent kompostierbar. Die „Botanic Foil“, welche zum Verpacken von Verpackungen (oder Büchern) genutzt wird, erinnert uns ein bisschen an unsere kompostierbare Einschweißfolie.
Philipp reicht Muster rum und die „cool kids“ in der letzten Reihe müssen nun gespannt warten, bis die großartigen Beispiele bis nach hinten gelangen.
Der Vortrag war aufschlussreich, wir haben einiges gelernt und ich hoffe, dass ich euch liebe Leserinnen und Leser durch mein fleißiges Mitschreiben einen kleinen Einblick in unseren spannenden Vortrag geben konnte. UND ich hoffe, dass ich euch vermittelt habe, was Philipp uns vermittelt hat: Nachhaltigkeit muss nicht immer Öko aussehen. Lasst uns Gutes tun, der Sache wegen, ohne auf eine coole Optik zu verzichten.